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  • 09.05.2025 Allgemein

    Von Heizstrahlern bis Demokratie – Schüler/innen bringen Themen zum Glühen – Der Schulwettbewerb „Jugend debattiert“ 2025

    Manchmal reichen 24 Minuten, um den eigenen Blick auf ein Thema völlig zu verändern. Etwa dann, wenn jemand ganz ruhig und überzeugend erklärt, warum man selbst bei minus fünf Grad draußen essen sollte, und plötzlich ernsthaft über Heizstrahler diskutiert wird. Willkommen bei „Jugend debattiert“, wo alltägliche Fragen plötzlich zu politischen Themen werden, und Schülerinnen und Schüler zeigen, wie viel in guten Argumenten steckt.

    Am 30. April fand unser schulinterner Wettbewerb zum vierten Mal statt. Und wieder wurde klar, Diskutieren ist mehr als lautes Durcheinander, es ist eine Kunst. Acht Schüler/innen aus den neunten und zehnten Klassen traten an, um aktuelle Streitfragen auf den Punkt zu bringen. Das Publikum hörte gespannt zu, überlegte mit, lachte oder hielt den Atem an, je nach Argument. Zwischen Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft ging es vor allem auch um eines: echtes Zuhören.

    Schon die erste Qualifikationsrunde hatte es in sich: „Soll in Stockholm die Verwendung von Heizstrahlern in der Außengastronomie verboten werden?“. Was erstmal wie eine Randnotiz aus dem Alltag klang, entpuppte sich schnell als Debatte über Klimaschutz, soziale Fairness und politische Verantwortung, und nicht zuletzt über den Komfort beim Sonntagskaffee. Die Debattierenden bekamen ihre Positionen (Pro1, Pro 2, Kontra 1 und Kontra 2) per Los zugeteilt und zeigten, dass man auch ohne persönliche Überzeugung stark argumentieren kann. Es wurde klar, gute Debatten brauchen nicht nur Meinung, sondern auch Vorbereitung und Köpfchen.

    In der zweiten Qualifikationsrunde drehte sich alles um ein Thema, das viele bewegt, „Sollen an unserer Schule verpflichtende Trainings zum Umgang mit sozialen Medien eingeführt werden?“. Zwischen Datenschutz, Cybermobbing und TikTok-Trends wurde diskutiert, was Schule leisten kann und wo ihre Grenzen liegen. Die Teilnehmenden argumentierten differenziert, wie schützt man Jugendliche vor Risiken, ohne sie zu bevormunden? Und wie viel Verantwortung liegt eigentlich bei den Jugendlichen selbst? Doch im Endeffekt schaffte es eine der Qualifikationsdebatten den Fokus vom Cybermobbing komplett auf die Finanzierung zu legen – eine sehr unerwartete Wendung.

    Im Finale, nach der Mittagspause gestärkt und wie immer in der Aula, wurde es dann grundsätzlich: „Soll in Schweden Elemente direkter Demokratie gestärkt werden?“. Eine Debatte mit großen Fragen, wie viel Vertrauen haben wir in die Bevölkerung? Was bedeutet Mitbestimmung heute? Und funktioniert direkte Demokratie überhaupt besser?

    Die schlussendlich im Finale Debattierenden, Leah (10A), Miriam (10A), Frederik (9B) und Louisa (9A), haben sich stark in der Finaldebatte geschlagen, mit informativen und überzeugenden Beiträgen. Die Diskussion war lebendig, fair und mitreißend. Man spürte, hier wurde nicht nur auswendig Gelerntes aufgesagt, sondern wirklich zugehört und aufeinander eingegangen.

    Während die Jury beriet, gab es ein spannendes Rahmenprogramm, bei dem Alexander und Laura (beide 11A) charmant und souverän in einer Gesprächsrunde mit Kristina Birke Daniels von der Friedrich Ebert Stiftung, Christine Leuchtenmüller von der Konrad Adenauer Stiftung und Gerd Hagmeyer Gaverus von der Deutschen Gesellschaft Stockholm über politische Bildung, Meinungsvielfalt und die Bedeutung von Debatten in einer Demokratie diskutierten. Wer zuhörte, verstand, Debattieren ist keine Spielerei, sondern Teil aktiver politischer Teilhabe.

    Am Ende des ereignisreichen Tages standen die Gewinner fest. Miriam konnte die Jury mit ihren Argumenten überzeugen und den ersten Platz des Schulwettbewerbs belegen. Wir wünschen ihr einen großartigen Tag in Gröna Lund. Am kommenden Landeswettbewerb Ende Mai werden jedoch unsere Zweit- und Drittplatzierten Fredrik und Louisa teilnehmen, um mit anderen DSD-Schüler/innen aus Schweden um den Landestitel zu kämpfen.

    Egal ob Klimaschutz, Medienkompetenz oder Demokratie, alle Debatten des Tages regten zum Nachdenken an. Wer im Publikum saß, nahm neue Gedanken, Perspektiven und vielleicht auch mehr Respekt für die Kunst der guten Argumentation mit zurück in den Alltag.

    Und ja, wir geben es gern zu, an diesem Tag sind nicht nur Wortschatz und Ausdruck gewachsen, sondern auch der Mut, die eigene Meinung zu vertreten und andere ernsthaft anzuhören. Ein großes Dankeschön an alle Debattierenden, die Moderation, Juror/innen, Helfer/innen und natürlich an das Publikum. Ihr wart genau richtig laut und genau richtig leise.

    Wir freuen uns schon aufs nächste Mal. Denn wer weiß, vielleicht steckt auch in der nächsten kleinen Frage wieder eine ganz große Idee.

    Text: Antonia und Anton, 10B; Fotos: A. Köhler und T. Persson

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