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  • 15.05.2025 Allgemein

    Besuch des Holocaustüberlebenden Dr. Weintraub – ein surreales und inspirierendes Erlebnis

    Als wir gefragt wurden, einen Artikel über den Besuch des Holocaustüberlebenden Dr. Leon Weintraub zu schreiben, wussten wir erst nicht, wo wir beginnen sollten. Seine Geschichte und sein Leid lassen sich einfach so nicht wiedergeben. Kein Film könnte jemals die schreckliche Wirklichkeit so illustrieren, wie er sie uns erzählt hat.

    Am Mittwoch, den 07. Mai saßen wir, etwa 50 Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen und unsere Lehrkräfte in der Aula und erwarteten den Besuch und Vortrag von Dr. Weintraub. Leon Weintraub ist schon 99 Jahre alt und meinte, er wäre auch heute lieber zuhause geblieben. Jedoch sehe er, wie wichtig es ist, seine Geschichte zu erzählen und am Leben zu halten, denn in der heutigen Gesellschaft werden seine Erlebnisse leider durch die vergrößerte Popularität von rechtsextremistischen Parteien immer bedeutender. Er selbst sieht Parallelen zwischen der Politik rechter Parteien in mehreren Ländern zu den Gedankengängen der Nazis. Das aus dem Mund einer Person, die den Grauen des Holocaust vor 80 Jahren miterlebt hat, bestätigt zu hören, ist schockierend.

    Dr. Weintraub ist von polnischer Herkunft und Opfer des Nationalsozialismus. Er erzählte uns von seiner durch Armut geprägter Kindheit und wie die Nazis Schritt für Schritt begannen, immer größere Eingriffe in sein Leben zu machen, von dem Leben im Ghetto bis zu der grausamen Zeit im KZ, wo er haarscharf dem Tode entkam.

    Einen großen Eindruck auf uns hinterließ Dr. Weintraub, als er meinte, wir seien noch niemals hungrig gewesen. Wir würden nur verstärkten Appetit fühlen. Abends mit Bauchweh einschlafen und morgens mit Bauchweh aufwachen, das ist Hunger. Er hungerte 5 Jahre lang. Er erinnert sich noch genau an das eine Mal, an dem er sich satt essen konnte. Wir waren uns hinterher einig, dass wir sehr dankbar dafür sein sollen und können, wie gut wir es doch haben.

    Doch trotz des ganzen Leides und der schrecklichen Dinge, die er erleben musste, kämpfte Dr. Weintraub weiter. Obwohl er nur sechs Jahre in der Grundschule gewesen war, schaffte er es, sich als Arzt doktorieren zu lassen und zog in späteren Jahren nach Schweden. Er begann, seine Geschichte zu erzählen und mit Menschen zu teilen, welches er mehrere Jahrzehnte später noch immer tut.

    Dr. Weintraub ist ein origineller, inspirierender, kluger und durch und durch optimistischer Mensch. Er macht das Beste aus jedem Tag und kämpft für Menschenrechte und gegen Rechtsextremismus. Zudem achtet er bewusst auf seine Gesundheit, um seine Geschichte noch so lange wie möglich weiterzugeben und hoffentlich die Geburt möglicher Ururenkel zu erleben.

    Um Dr. Weintraub zu zitieren: „Wir werden als Menschen geboren, also lasst uns als Menschen leben”. Herr Weintraub, sie sind ein lebendes Vorbild hierfür. Tausend Dank, dass Sie uns Ihre Geschichte erzählt haben. Wir hoffen sehr, dass Sie sie noch mit vielen weiteren Menschen teilen können!

    Text: Ida und Elin, 9A; Fotos: F. Norberg

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