„The Mental States of Sweden“

– Ein weiterer eindrucksvoller Abend mit der Theater-AG

„Welche Momente aus deinem Leben würdest du gerne getanzt sehen?“

Diese Frage wurde an rund vierzig Schweden aus verschiedenen Altersgruppen mit unterschiedlicher Herkunft gestellt. „The Mental States of Sweden in Dance“ ist die Inszenierung der Antworten und wurde u.a am 21. September im Dramaten aufgeführt. Während im Hintergrund Tonaufnahmen der Interviewten, die von ihren Erfahrungen erzählten, liefen, verwandelte das Cullbergbalett auf vielfältige und imaginative Weise die eindrucksvollen Geschichten der Befragten in Tanz. Ein Ereignis nach dem anderen wurde dargestellt oder in einen neuen Zusammenhang gesetzt und jeder Moment  überraschte dabei aufs Neue. Die Interpretation des Gesprochenen durch die Tänzer sollte improvisiert wirken, als ob jeder Tänzer gerade zufällig die Geschichte so darstellen würde wollen. Tatsächlich wurde jedoch im Verlauf des Stückes immer deutlicher, dass es sich um eine meisterhafte Umsetzung einer bereits einstudierten Bewegung handelte. Zusammen mit den Erzählungen der Interviewten veranschaulichten diese tänzerischen Darstellungen dem Publikum Schwedens momentanen mentalen Zustand. Ein Flüchtling erzählte von seiner Ankunft in Schweden und es wurde ein niemals endender Kreis aus gegenseitigem Auffangen und Wegschieben getanzt. Doch gerade Momente der Stille, in denen ausschließlich getanzt und weder gesprochen noch ausdrucksvolle Musik gespielt wurde, regten das Publikum an, für sich selbst nach einer Antwort zu suchen.

Dieser Abend mit der Theater-AG hat daher auf ungewöhnliche Weise zum Nachdenken angeregt.  Auch wenn keineswegs im klassischen Sinne getanzt wurde, so war es dennoch genau das was Tanz ist: ausdrucksvoll und inspirierend. Es war eine wunderbare Aufführung, die kaum aktueller hätte sein können.

TS