Schüleraustausch Lübeck – Stockholm

Und wieder war es einmal so weit. Seit ungefähr 30 Jahren führt die DSS einen Austausch mit zwei Schulen durch – dem Trave-Gymnasium und dem Burckhardt-Gymnasium in Lübeck. 50 Schüler/innen aus der sechsten Klasse, drei Schüler/innen aus Klasse 7 und vier Lehrkräfte (Marie Holmström, Michael Wetzel, Tim Björstrand und Gülyar Özdemir) fuhren in diesem Jahr vom 20. bis 25. April erst mit dem Zug nach Kopenhagen und dann mit dem Bus weiter nach Lübeck. Nach fast 12 Stunden Reise wurden wir in Lübeck von unseren Gastfamilien mit Plakaten und Fahnen wie Helden empfangen. Die meisten Schüler/innen waren sehr aufgeregt – nach wochenlangen E-Mail-Kontakten und Telefonaten – die Gastschüler live zu sehen. Wie sehen nun unsere Austauschschüler in Wirklichkeit aus? Wie funktionieren andere Familien? Wann gehen sie ins Bett? Was isst man zum Frühstück? Wie weit ist der Schulweg? Wie sieht die Schule aus? Das und noch viel mehr beschäftigte unsere Schüler/innen seit langem.

Nachdem die erste Nacht bei der Gastfamilie vorbei war, trafen wir uns am ersten Tag in der Schule. Die Schulleiterin begrüßte uns dort mit einem Konzert, einer Präsentation über Lübeck und mit vielen herzlichen Worten. Wir fühlten uns herzlich willkommen. Unsere Austauschschulen strengten sich an, damit wir es interessant fanden und kein Heimweh bekamen.

Unser Aufenthalt in der Hansestadt Lübeck war erlebnisreich:
Wir hatten eine Stadtbesichtigung durch Lübeck. Durch die Führung, die von Gymnasialschüler/innen geleitet wurde, erfuhren unsere Schüler/innen in leicht verständlicher Sprache viel Interessantes über die mittelalterliche Stadt. Der Rundgang endete an dem bedeutendsten Stadttor Deutschlands: das Holstentor. Es ist das Wahrzeichen von Lübeck. Im Museum Holstentor belegen Modelle, Grabungsfunde, Stadtansichten und -pläne die Gründung und Entwicklung der Stadt. Hier ging es um Hanse, Handel, Macht und Reichtum – denn auf den Erfolg der Lübecker Kaufleute gründete sich die Bedeutung der mittelalterlichen Stadt. Unseren Schüler/innen fiel auf, dass der Südturm stark geneigt und eingesunken ist. Die Ursache hierfür liegt in dem morastigen Boden und in den Fundamentierungsarbeiten des 15. Jahrhunderts.

In der St. Marienkirche konnten die Schüler/innen anhand einer Rallye den mittelalterlichen Bau selbständig entdecken und erforschen. Höhepunkt des Tages war das Café Niederegger, das vor über 200 Jahren gegründet wurde. Hier konnten die Schüler/innen Lübecker Marzipan für ihre Familien und Freunde kaufen. Auch der Besuch im Lübecker Hochofenwerk im Stadtteil Kücknitz war interessant. So erfuhren wir z.B., dass Lübeck auch im 20. Jahrhundert wichtige Handelsbeziehungen zu nordischen Ländern hatte. Für die Stahlproduktion wurden z.B. Eisenerz und Kupfer aus Schweden über den Seeweg nach Lübeck importiert. Die Schüler/innen erfuhren sehr viel über die Lebens-, Arbeits- und Wohnverhältnisse der damaligen Arbeiter in Lübeck, aber auch wofür Stahl genutzt wurde.

Die Exkursion nach Hamburg war ebenfalls sehr lehrreich: Im Chocoversum entdeckten unsere Schüler/innen die Welt der Schokolade. Sie erfuhren viel Interessantes über den Anbau und die Verarbeitung von Kakao zu feinster Schokolade. Außerdem konnten sie ihre persönliche Schokolade mit ihren Lieblingszutaten machen. Dabei wurden alle Sinne angesprochen. Es wurde gerochen, gefühlt und probiert.

Mit der Ausstellung „Dialog im Dunkeln“ hatten unsere Schüler/innen ein einzigartiges Erlebnis, denn in vollkommener Dunkelheit mussten sie sich mit allen Sinnen – außer dem Sehsinn – in die Situation von Sehbehinderten einfühlen. Bei dieser Ausstellung waren die blinden Gastgeber die „Sehenden“, die unsere Schüler/innen durch absolut lichtlose Ausstellungsparcours führten. Ausgestattet mit einem Langstock entdeckten sie eine scheinbar gewohnte Welt „neu“.

Unsere Schüler/innen beschäftigten sich auch mit kreativen Aufgaben: Mit der gesamten Klasse mussten sie z.B. das Logo des Trave-Gymnasiums aus Naturmaterialien nachlegen – also Land-Art produzieren – oder eigene Figuren aus Marzipan modellieren. Mit einem Foto-Wettbewerb zum Thema „Brücken“ sollten unsere Schüler/innen zur Zusammenarbeit mit ihren Austauschschülern inspiriert werden. Auch an den Wochenenden haben unsere Schüler/innen in den Gastfamilien vieles erlebt: Schwimmhallenbesuche, Hansepark, Ausflüge an die Ostsee, Reiten, Tennis, Bootstouren, usw.

Einigen Schülern fiel die Verabschiedung schwer, andere waren jedoch froh wieder bei ihren Eltern zu sein. Nach der langen, erlebnisreichen Fahrt hatten unsere Schüler/innen viel zu berichten.

Wir freuen uns auf den Gegenbesuch, der in drei Wochen stattfinden wird. Viele Aktivitäten sind bereits geplant: Schulfilm, Auswertung des Fotowettbewerbs „Brücke“, Vasa-Museum, das wissenschaftliche Experimentier-Museum Tom Tits und natürlich die vielen Ausflüge in den Gastfamilien.

Ein Dankeschön an Marie Holmström, die seit vielen Jahren diese Reise organisiert und sich darum gekümmert hat, dass es auch heute noch stattfindet. Diese Reise ist eine Bereicherung für unsere Schüler/innen. Denn sie ermöglicht ihnen viele neue Eindrücke und Erfahrungen. Sie haben die Chance die deutsche Sprache und die Kultur und das Land Deutschland authentisch zu erleben, d.h. sie bekommen in diesen Tagen einen Einblick in den deutschen Alltag. Bei gemeinsamen Freizeitgestaltungen, im alltäglichen Zusammenleben und in Gesprächen lernen sie voneinander und übereinander.

Text: Michael Wetzel und Gülyar Wimmer Özdemir, 27.04.2022

Fotos: Gülyar Wimmer Özdemir