Erschütternd, bewegend und dankbar – erneuter Besuch von Dr. Leon Weintraub

Am 8. Mai 2023 kam Dr. Leon Weintraub (geb. 1926 in Łódź) zu den Neuntklässlern der Deutschen Schule Stockholm, um am Kapitulationstag von Nazideutschland von seinem Leben und seiner Geschichte zu erzählen. Im Nachhinein wurde der Besuch in den Klassen ausgewertet.

Doktor Leon Weintraub ist eine Person, die viele der Schüler*innen der Deutschen Schule bewegt hat und Spuren in der Erinnerung hinterlassen hat. Seit vielen Jahren besucht er unsere Schule und erzählt uns von seiner unglaublichen Geschichte als Holocaust-Überlebender. Seine Erzählungen berührten uns zutiefst und zeigten uns, wie wichtig es ist, für Menschlichkeit und Gerechtigkeit einzutreten.
Während seines Besuchs erzählte uns Dr. Weintraub von seiner Kindheit, der Zeit im Ghetto Litzmannstadt, seinen Erinnerungen aus vier Konzentrationslagern, Antisemitismus im Heimatland Polen und der Emigration nach Schweden. Wir konnten uns nur ansatzweise vorstellen, welche Schmerzen und Traumata er erlebt haben muss.

Als Kind erlebte er den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und wurde mit seiner Familie in das Ghetto von Litzmannstadt gezwungen, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen leben mussten. Später musste er als Zwangsarbeiter arbeiten und die schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus erleben. Doch hat er es mehrmals geschafft zu fliehen, was uns sehr ergriffen hat.
Das Leben von Leon Weintraub ist von Schmerz und Leid geprägt, aber auch von Hoffnung und Liebe – der Liebe zur Mutter und der Familie. Berührt hat uns hier die Geschichte der Wiedervereinigung mit drei seiner Schwestern.

Besonders beeindruckt hat uns Dr. Weintraubs unerschütterlicher optimistischer Wille und sein Handeln. Dies wurde sehr deutlich, als er uns von seiner Flucht aus Auschwitz-Birkenau erzählte. Sein reflexives Handeln ist ein Zeugnis seiner Fähigkeiten und Erfahrungen, die auch deutlich wurden, als er sein Handy unabsichtlich fallen ließ, doch es geschickt wieder auffing.

Eine der wichtigsten Botschaften, die uns Dr. Weintraub mit auf den Weg gab, war, dass es keine Menschenrassen gibt. Es ist wichtig, dass man diese Selbstverständlichkeit verteidigt, da viele Menschen in unserer Gesellschaft dies ignorieren. Wie Doktor Weintraub uns erklärte: Wir gehören alle zur gleichen Spezies, dem Homo Sapiens. Diese Botschaft erinnert uns daran, dass wir alle gleich viel wert sind und dass wir uns für Toleranz und Respekt einsetzen müssen.

Wir sind sehr dankbar, dass Doktor Weintraub uns besuchte und uns mit seiner starken Geschichte bereichert hat. Seine Botschaft und sein Beispiel erinnern uns daran, dass wir uns immer für Menschlichkeit und Gerechtigkeit einsetzen müssen, und wir werden den Besuch nie vergessen. Es ist uns auch klar, dass die Erzählungen der Zeitzeugen nur durch uns weitererzählt werden können. Doktor Weintraub ist ein Symbol für Widerstand und Menschlichkeit und sein Bericht wird uns inspirieren und bewegen.

Das Buch „Versöhnung mit dem Bösen” von Dr. Leon Weintraub ist außerdem in der Schulbibliothek zum Ausleihen verfügbar.

Text: Klasse 9B; Fotos: Thomas Persson