160. Stiftungsfest der Deutschen Gesellschaft zu Stockholm – Verleihung der Urkunde an den Stipendiaten Philip Lidström

Die Deutsche Gesellschaft zu Stockholm schreibt jährlich ein Stipendium im Wert von 78.000 SEK aus, das sich an Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse der Deutschen Schule Stockholm richtet, die allein oder in einer Kleingruppe ihre Interessen oder Begabungen im sprachlichen, kulturellen, künstlerischen oder naturwissenschaftlichen Bereich in Form einer Projektarbeit im Anschluss an ihre Schulzeit vertiefen wollen.

Im Vorjahr teilten sich Maria Moldrickx mit ihrem Filmprojekt „Koreal“ und Felicia Wächter mit ihrem Fotoprojekt über nordisch-mythologische Wesen das Stipendium. Das diesjährige Stipendium ging an Philip Lidström, der einen bilingualen Roman über die Kriegszeit seiner Großväter verfassen möchte und im Folgenden seine Eindrücke von der Stipendiumsübergabe des Stiftungsfestes schildert:

Stockholm Anno 1667

Durch die Gassen der Altstadt weht ein süß-salziger Meereswind. Hufeisen schnattern eifrigen Peitschen und hölzerne Pferdewägen voraus. Kopfsteinpflastersteine bespielend drängt ein Echo durch Stockholm. Entlang der Bucht wächst die Zukunft, die Hauptstadt einer Großmacht! Das Scharpska, oder auch Sjöfartshuset genannt, entsteht. Düster zeigte sich die nordische Welt, als Königin Kristina durch einen schicksalshaften Katholiken-Nebel hinweg verschwand. Ob ihre leisen Schritte an dem neugebauten Seefahrtshaus vorbeifanden?

19.11.2022

Mit der Aufschrift „Festvåning Sjöfartshuset” hieß ein kleines Schild vor dem Eingang dieses historischen Hauses, die Gäste des 160. Stiftungsfestes der Deutschen Gesellschaft zu Stockholm willkommen.

Die steinernen Treppenstufen waren gleich hinter mir. Oben angekommen, warteten heitere Gespräche, festlich gekleidete Damen und ältere Herren, welche in ihren dunklen Anzügen nicht bloß eleganter, sondern passender wirkten als ich selbst. Zufällig erfuhr ich, nun jedenfalls ist dies meine Theorie, dass ein gepflegtes Glas Sekt einiges auswirken kann. Als das Duo Arlecchino mit einiger Verspätung zu spielen begann, fühlte ich mich tatsächlich ein wenig wie durch jahrelange Lebenserfahrung erfüllt! Ob die blendene Musik oder der Sekt…, danach saß mein Anzug bequemer, vielleicht wirkte auch ich eleganter.

Nachdem das Duo Arlecchino eine Pause einlegte, präsentierte die letztjährige Stipendiatin Maria Moldrickx ihr vollendetes Projekt. Marias Videoserie über ihre Zeit in Südkorea, ihre gewonnen Erfahrungen und die kulturellen Tiefen des östlichen Landes trugen uns inspiriert aus dem kleinen Saal eine Treppe hoch in den für das Festmahl angerichteten Neptunisaal. Kulinarische und musikalische Stimulanz einigte sich hier mit erregenden und interessanten Gesprächen, bevor Felicia Wächter, ebenfalls Stipendiatin aus dem Vorjahr, ihre fotografische Neu-Interpretation einiger nordisch, mythologischer Wesen und Phänomene präsentierte. Das gesammelte Ergebnis dieser hochtalentierten Stipendiaten war imposant und imponierend. War ich doch zuvor nicht nervös, so war ich es danach sicherlich. Nachdem ich mich in meinem Anzug wieder unsicher und gekünstelt vorkam, hatte ich, Philip Lidström, die Ehre, mein Projekt vorzustellen und die Urkunde für mein Stipendium entgegenzunehmen. Eine Erzählung meiner deutsch-schwedischen Familiengeschichte später sowie das Erläutern meiner Romanidee, welche sich erhofft, die Lebensgeschichten meiner Urgroßväter mit den Abgründen des Krieges und den Weiten der Freiheit zu einer Geschichte zu vereinen, war es Zeit für die Musik den Abend taktvoll in die Wege zu leiten. Ich fühlte mich wieder in der Pracht des Anzuges zuhause und konnte, dem Hörensagen nach, mit all den anderen Gästen den restlichen Abend genießen.

Ich wage zu behaupten, obwohl ich zuvor nie teilnahm, dass die Damen, Herren und Jugendlichen der Gesellschaft einen gelungenen Abend erlebten.

Vorwort: Anja Köhler; Schilderung: Philip Lidström; Fotos: Anja Köhler